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Glaubst du an Gerechtigkeit?

Glaubst du an Gerechtigkeit? Diese Art von Gerechtigkeit, die dir das Gefühl gibt, dass du so behandelt wirst wie alle anderen. Dass das Leben fair ist und Probleme kommen und gehen. Nein? Ich auch nicht.

Wenn es wirklich so etwas wie Schicksal geben sollte und einen Weg, der einem vorherbestimmt ist und den man -egal für welche Türen im Leben man sich entscheidet- erreichen wird, wie kann es dann sein, dass manche Menschen vor einer Falltür nach der nächsten stehen, während andere durch automatisierte Schiebetüren treten dürfen?
Es fällt mir schwer an Gerechtigkeit zu glauben und daran, dass jede gute und jede schlechte Tat Konsequenzen nach sich ziehen.
Gute und schlechte Konsequenzen.
Die Dinge scheinen einfach so zu passieren, ob zufällig oder mit einem gewissen Plan dahinter sei dahingestellt, Gerechtigkeit aber, ist von uns Menschen gemacht. Das Leben ist nicht fair.
Es haben nicht alle Menschen dieselben Chancen, dieselben Möglichkeiten, dieselben Probleme. Das Leben ist manchmal ein verdammtes Arschloch. Zumindest muss es einigen Menschen so vorkommen.

Gerechtigkeit ist ein Wort, das von uns Menschen geschaffen wurde, um mithilfe von Rechtsprechung und Gesetzen, mit gesetzlichen Konsequenzen die mangelnde Fairness des Lebens auszugleichen.
Das Leben ist nicht fair, es ist alles andere als das und ich habe das Gefühl, dass es Menschen gibt, die immer wieder und wieder vor Falltüren stehen, die sie in die Tiefe ziehen, durch die sie hindurchfallen und nicht gehen. Sie in ein Loch reißen.
Und es gibt Menschen wie mich. Menschen, die alles haben, was man braucht. Menschen, die behütetet aufgewachsen sind, mit lauter schönen Erinnerungen an die Kindheit, beschützt und abgeschirmt vor all den Problemen und dunklen Seiten unserer Gesellschaft. Mit Menschen im Rücken, die sie unterstützen und lieben. Menschen, denen alle Möglichkeiten dieser Welt offenstehen und die noch nie wirklich Verluste ertragen mussten, denen gefühlt alles immer zugeflogen ist.

Es fühlt sich manchmal an, als würde mir das Glück geradezu anhaften, als würde Vieles zu meinen Gunsten verlaufen, einfach so passieren. Natürlich müssen auch solche Menschen für ihre Ziele und Träume kämpfen, müssen sich selbst manchmal Türen öffnen und auf Dinge hinarbeiten, aber diese Falltüren, die einen niederreißen, die wie aus dem Nichts vor dir auftauchen, diese Falltüren scheint es in meinem Leben nicht zu geben. Und dafür bin ich unendlich dankbar. Für alles.
Gleichzeitig frage ich mich manchmal, wieso das so ist. Wieso genau ich so ein Glück habe? In diese Familie geboren wurde und diese Möglichkeiten habe? Wieso ich und nicht ein anderer? Und manchmal schäme ich mich fast schon ein bisschen, auch wenn ich unglaublich dankbar für das alles bin. Manchmal würde ich mein Glück gerne jemandem abgeben, es teilen, verschenken, um das Leben eines anderen gerechter zu machen.

Nein, ich glaube nicht an Gerechtigkeit.
Für mich ist es etwas Menschengemachtes, Etwas mit dem wir die wahren Ungerechtigkeiten im Leben vertuschen wollen. Etwas, das uns beruhigt, das uns uns nicht mehr so hilflos fühlen lässt.
Ob es für jeden von uns ein Schicksal gibt, will ich nicht ausschließen. Ich habe schon oft darüber nachgedacht und manchmal kommt es mir so vor, als würden Dinge wirklich aus einem bestimmten Grund passieren, als würden sie zu etwas führen, das irgendwie so sein sollte. Das für uns genau richtig ist. Aber wenn dem so sein sollte, dann ist das Schicksal etwas Ungerechtes und vielleicht ist es auch nur wieder etwas, das wir sehen wollen und eigentlich gar nicht da ist.
Doch der Glaube versetzt ja bekanntlich manchmal Berge, nicht wahr?

7 Kommentare

  1. Laura Laura

    Ein sehr tiefgründiger Beitrag, der mich zum Nachdenken bringt. Vielen Dank für diesen Einblick!

    • Charly Charly

      Hey Lauri 😀
      Danke für Deinen Kommentar!

  2. Nadja Nadja

    Die zweitseitige Darstellung ist dir sehr gelungen. Ein wirklich schöner Beitrag zu einem interessanten Thema! Der Beitrag bleibt im Kopf und regt zum denken an.

    • Charly Charly

      Vielen Dank für diesen lieben Kommentar, Nadja 😇 freut mich, dass es dich zum Nachdenken bringt

  3. Matthew Hopkins Matthew Hopkins

    Wenn Gerechtigkeit etwas menschengemachtes ist, muss es Ungerechtigkeit doch auch sein. Wie kann Ungerechtigkeit existieren ohne sich am Maßstab der Gerechtigkeit zu orientieren ? Stellt sich die Frage, was ist gerecht ? Schuldet dir das Leben etwas ? Ist nicht das Leben an sich schon ungerecht, weil du nichts dafür getan hast, es zu bekommen ? Wenn du schon das Leben bekommen hast, wäre es nicht ungerecht, noch mehr zu verlangen ? Ist man nach diesem Maßstab nicht selbst ungerecht, wenn man Dinge verlangt die einem nie versprochen wurden, zu denen man nicht einmal Zugang hätte, wäre einem das Leben nicht geschenkt worden ?

    -M.H

    • Charly Charly

      Uff.
      Krass so habe ich da noch nie drüber nachgedacht, aber ja: wenn Gerechtigkeit menschengemacht ist, muss es ungerechtigkeit auch, weil sich beides bedingt. Die Frage, was gerecht ist, ist glaube ich wirklich sehr schwer zu beantworten, weil es auch wieder so etwas sehr subjektives ist. Genau deswegen haben die Menschen ja auch Maßstäbe entworfen, Gesetze, Normen, Regeln, die in den Augen der breiten Masse als sinnvoll gesehen wird, um die Ordnung in der Gesellschaft aufrecht zu erhalten. Aber letztendlich sind das auch alles nur fiktive Strukturen, die wir uns selbst geschaffen haben. Nach unseren moralischen Vorstellungen.
      Die Frage ist, schulde ich meinem Leben etwas, gerade weil ich nichts getan habe, um es zu bekommen? Oder ist es Zufall, dass genau ich leben „darf“?
      Wäre es ungerecht noch mehr zu verlagen, obwohl man bereits das Leben geschenkt bekommen hat? Vermutlich ja. Die Sache ist die, dass es gewisse Dinge gibt, die außerhalb unseres Handlungs- und Wirkungsradius liegen. Also Dinge, die einfach passieren, die wir nicht beeinflussen können, für deren Einfluss auf uns selbst wir auch nichts können, weil wir eben nichts dafür oder dagegen getan haben und es auch nicht konnten, weil es irrelevant ist, da die Dinge eh passieren, ohne unser Zutun. Und diesen Dingen sind wir ausgeliefert, diese Dinge heißt es zu verändern, zu überwinden, uns zu eigen zu machen. Das ist das Kartenblatt, das wir in die Hand gedrückt bekommen. Genau das ist das Leben.
      Keine Ahnung, ob das Sinn macht, aber auf jeden Fall danke für deinen Kommentar! 🙂

  4. pneumatheou pneumatheou

    Also geht es um Glaube und das Glück und Unglück der (Un-)Gerechtigkeit. Richtig? Damit geht es dann um etwas sehr persönliches und etwas sehr moralisches. Damit offenbaren sich 3 Dinge, das Leben, die anderern und wir selbst.
    Die „Ungerechtigkeit“ ist gerecht, weil es eine Gemeinschaftsverantwortung gibt. Sie ist auch gerecht, weil manches zeitverzögert auf eine Korrektur wartet. Sie ist auch gerecht, weil unsere Endlichkeit und Unwissenheit angeboren sind und für alle gelten. Ist das Glück wirklich eine Frage von Lebensdauer und Lebensumstände? Oder eher eine Frage der Deutung und Perspektive, besonders wenn der Hungernde um die Essenden bettet, damit dieser nicht der Habsucht, Undankbarkeit, Geiz und Rücksichtslosigkeit erliegt.
    Entscheidend ist somit: Der Glaube ist der Schlüssel mit dem Zugang zur Gerechtigkeit. Gerechtigkeit ist eine moralische Herzensangelegenheit mit einem Gewissen. Wer dieses ignoriert, verläuft sich und findet sie immer seltener. Wie wahrhaftig sind wir zu uns selbst? Wie oft betrügen und belügen wir uns selbst, und dann andere? Was erwarten wir dann von der Welt und diesem Leben? Sollten wir nicht anfangen, wahrhaftig zu werden? Seit wann wächst Gerechtigkeit auf Unwahrheit, Unvernunft und insbesondere Lieblosigkeit? Alles entscheidet sich in unserem eigenen Herzen, damit ist es keine Frage der Intelligenz! Und damit wird alles zur moralischen Fragen, eine Frage der Liebe, aber ihre Definition ist definitiv nicht menschlicher Natur.

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