Sonnenstrahlen fallen durch die Fensterscheiben, zaubern Streifen reinen Golds auf die Fliesen. Alles leuchtet, wirkt wach und lebendig. Der Atem bildet draußen Wölkchen in der Luft, die mir in die Wangen kneift. Ich sehe ihnen zu, wie sie aus meinem Mund aufsteigen und sich dann auflösen, eins werden mit der kalten Luft. Ich sehe, dass ich atme. Ich sehe, dass ich lebe. Dass ich hier bin, auch, wenn es sich manchmal nicht so anfühlt, zu versunken in meinen eigenen Gedanken. Ich sehe, dass die Sonne trotzdem noch scheint. Trotz der Kälte. Mich wärmt. Nicht mehr lang und dann beginnt ein neues Jahr, ein neues Jahrzehnt, ein neuer Kalender, neue unbeschriebene Zeit.
Ich werde gegen Ende des Jahres häufig melancholisch (also mehr als sonst ^^), denke zurück an die letzten Monate, die mir bereits so fern erscheinen, lasse Erinnerungen Revue passieren, lese alte Texte und schaue mir Bilder an. Und ich frage mich immer wieder: Wer war ich? Und wer bin ich jetzt? Was hat mich verändert, oder wer? Wer will ich sein? Und was habe ich gelernt? Deswegen habe ich eine kleine Liste mit 100 Dingen, die ich dieses Jahr gelernt habe, zusammengestellt. Ein kleiner Jahresrückblick.
Dieses Jahr war unglaublich schön und unglaublich schmerzhaft. Dieses Jahr war merkwürdig. In diesem Jahr war ich gefühlt so oft wie noch nie zuvor in meinem Leben allein und irgendwie auch nicht. Ich hatte so viel Zeit wie noch nie, hang in der Luft rum. Etwas, das ein Privileg, aber irgendwie auch ein Fluch war. In diesem Jahr habe ich mich zum ersten Mal verliebt, zum ersten Mal geliebt. Und wurde geliebt. Es war geprägt von zahlreichen neuen Erfahrungen, von Emotionen und Neuanfängen. Vom Zurückkommen in meine Heimat, was sich erst wie Aufgeben angefühlt hat, obwohl es alles andere als das war. Es war einfach nur ein Schritt in meinem Leben, der aus einer Entscheidung von mir resultierte. Aber dieses Jahr war nicht nur vom Zurückkommen geprägt, sondern auch vom Ankommen. Ankommen bei mir selbst. Dieses Jahr hatte ich Unmengen freie Zeit, Zeit, um über mich selbst und alles andere nachzudenken. Zeit allein unterwegs zu sein. Und es wäre eine Lüge, wenn ich behaupten würde, ich war deswegen die ganze Zeit glücklich. Ehrlich gesagt, hat es sich oft so angefühlt, als würde irgendetwas fehlen. Als würde ich keinen Sinn, keine Aufgabe haben, als würde ich warten, bis ich anfangen kann. Und ich habe gelernt dieses Gefühl zu hassen, aber auch damit umzugehen, die Vorteile in einer solch ungebundenen Zeit zu sehen. Auch, wenn es für mich irgendwie schwer war.
Dieses Jahr habe ich die Liebe entdeckt. Nicht nur zu einem anderen Menschen, auch zu mir selbst, zu Seiten von mir, die ich immer noch lerne zu akzeptieren, Stück für Stück. Liebe zur Natur, zum Alleinsein und für mich selbst sein. Liebe zur Bewegung, zu neuen Sportarten, zum Laufen, das ich immer nicht leiden konnte. Liebe zu den kleinen Dingen, zu Details, die den Alltag zum Leben machen. Liebe in Allem, in dem man selbst Liebe sehen will.
Vielleicht klingt es kitschig, vielleicht bin ich doch nur ein hoffnungsloser Romantiker, obwohl ich das nie sein wollte, aber letztendlich ist Liebe unsere stärkste Motivation. Für alles. Sie steckt in jedem von uns, in den Dingen, die wir gerne und mit Leidenschaft tun und den Menschen, die uns nahestehen. Sie umgibt uns. Zeigt sich in jedem Sonnenstrahl und jedem Blatt. Jedem Lächeln und jeder Träne. Denn auch Tränen werden aus Liebe geweint, nicht nur vor Schmerz oder aus Trauer, sondern auch einfach weil man so sehr liebt, weil man gerade so unglaublich viel auf einmal empfindet, dass es irgendwie raus muss. Dass man ein Ventil braucht. Und Tränen müssen geweint werden, sie sind dazu da. Etwas, das ich auch erst lernen musste. Liebe bringt uns dazu, unmögliche und verrückte Dinge zu tun, lässt uns über uns selbst hinauswachsen und natürlich tut sie manchmal weh. Die schönsten Dinge des Lebens haben immer einen Preis. Und wäre sie überhaupt genauso schön, wenn wir nicht wüssten, dass wir dabei etwas riskieren? Und sie lohnt sich, immer. Ist jeden Schmerz wert, ist es wert, etwas zu riskieren, mit offenen Karten zu spielen. Ehrlich zu sein. Mit sich selbst, seinen Gefühlen und anderen.
Alles besteht aus Liebe. Und letztendlich sucht jeder von uns danach, egal ob in Menschen, Dingen, Taten, Erlebnissen oder Erinnerungen. Liebe ist, warum wir leben. Liebe ist, wofür wir leben. Und ich hoffe, ich kann all die Liebe dieses außergewöhnlichen Jahres mit ins nächste nehmen…
100 Dinge, die ich in 2019 gelernt habe
1. zu viel freie Zeit kann auch echt nerven
2. schafft aber Möglichkeiten, die man vorher nie gesehen hat
3. mehr Sonnenuntergänge!
4. Natur heilt mich, egal was ist
5. laufen, laufen, laufen
6. über Tinder kann man echte Liebe finden
7. Longboard fahren ist mega nice, pure Freiheit
8. davon Narben zu haben nicht so
9. Liebe kann schmerzhafter sein, als alles, was man bisher gefühlt hat
10. ist aber auch mit das Schönste, das man fühlen kann
11. Sport ist die beste Medizin gegen alles, Sport ist mein Ben & Jerry´s bei Liebeskummer
12. Ben & Jerry´s und Netflix ist trotzdem absolut geil
13. Angst zu haben ist okay
14. den Mut zu haben, es trotzdem zu machen ist umso okayer
15. Dankbarkeit für die kleinen Dinge macht das Leben so viel lebenswerter
16. ich liebe körperliche Arbeit, sich richtig auszupowern, etwas zu schaffen, mal nicht mit dem Kopf arbeiten zu müssen
17. man weiß erst was man hatte, wenn es weg ist
18. Träume und Ziele verändern sich, das hat nichts mit Aufgeben zu tun
19. man kann tatsächlich jemanden so sehr vermissen, dass man vor Schlechtsein nichts essen kann
20. Schlaf ist gut, immer
21. Uni ist fast wie Schule, ist der Prof scheiße, ist das Fach scheiße
22. Festivals sind geil, 2020 here we go! Wer ist dabei?
23. Ich muss wieder weg, zu wenig verreist dieses Jahr
24. Skiurlaub + Absturz + Familie = nicht die beste Idee ^^
25. alles, was dich die Zeit vergessen lässt, ist gut
26. oft muss man in Freundschaften mehr investieren, Initiative ergreifen, damit man sich nicht aus den Augen verliert
27. Bahnfahren ist gut zum Nachdenken
28. Timing ist nicht meins
29. es ist schön, wenn abends jemand da ist, wenn es einem schlecht geht
30. der Sommer ist schneller vorbei, als man denkt
31. jeden Tag nutzen, rausgehen, solange die Sonne scheint
32. Neuanfänge behalten immer neue Möglichkeiten bereit, vor allem sich selbst neu zu erfinden
33. Berlin, I want more of you!
34. Melancholie ist positiv, je nachdem, wie du mit ihr umgehst, wie du sie betrachtest
35. meistens weiß man was man will, man kann es sich nur nicht eingestehen
36. es gibt Dinge, die kann man nicht ändern
37. die meisten jedoch schon, zumindest was das eigene Leben betrifft
38. Emotionen müssen raus, immer, Tränen müssen geweint werden
39. Wahre Freunde sind da, auch, wenn man lange nichts voneinander gehört hat
40. der Alltag ist das Leben
41. mehr raus, mehr unterwegs sein, mehr erleben, mehr ausprobieren
42. man muss nur auf Leute zugehen, dann passieren manchmal die schönsten Dinge, Initiative ist das Zauberwort! Wenn du es nicht machst, macht es wahrscheinlich keiner
43. mach dein Ding, egal, was die anderen denken
44. mach was du liebst, was dich glücklich macht, was dein Herz und deine Seele erfüllt
45. mehr Lächeln, mehr Lachen
46. Humor ist der beste Weg mit Problemen oder Umständen, die man nicht aktiv ändern kann, umzugehen
47. nichts ist selbstverständlich, wir machen es nur dazu
48. manche Entscheidungen sollte man nicht voreilig treffen
49. bei anderen sollte man nur auf seinen Bauch und sein Herz hören
50. aus starken Emotionen wie Wut oder Trauer heraus zu reagieren, macht meistens alles schlimmer
51. alleine shoppen ist am wenigsten stressig
52. aber nicht so lustig
53. manchmal reicht es aus, nur seinen eigenen Gedanken zuzuhören
54. Spontanität ist gut, macht glücklich
55. Planung manchmal aber auch, die Mischung macht´s
56. Zieh an, was dich glücklich macht, in was du dich wohl fühlst zu 100%
57. auf Fleisch zu verzichten ist leichter, als man denkt
58. Ich liebe Vietnamesisch!
59. mehr aufs eigene Bauchgefühl, auf die Intuition hören!
60. alte Dinge, Klamotten, Möbel, Bücher erzählen eigene Geschichten, love it
61. in 2020 mehr Flohmärkte besuchen
62. tiefe Gefühle zu haben, alles ganz intensiv zu empfinden ist wirklich gut, auch, wenn es manchmal nicht so scheint, gefühlt alles nur komplizierter und schmerzvoller macht
63. hör immer auf dein Herz, nicht auf das, was andere sagen
64. mit das Spannendste im Leben sind die Menschen, die man trifft
65. es ist okay wie man fühlt, immer
66. die Sonne geht jeden Tag von Neuem auf, auch wenn sie von Wolken verborgen ist
67. an Dingen oder Menschen von früher festzuhalten ist genauso schön, wie Neues zu entdecken
68. Selbstakzeptanz fängt im Kopf und im eigenen Herzen an
69. es hilft nicht nur sein jetziges Ich, sondern auch sein früheres Ich zu akzeptieren und anzunehmen
70. Optimismus bringt´s
71. schreiben hilft mir immer Gefühle und Gedanken zu sortieren
72. manchmal braucht man die Schwärze der Nacht mehr als das Tageslicht
73. gib dir Zeit, auch wenn du ungeduldig bist
74. jeden Moment schätzen, aufsaugen und in deinem Herzen speichern, der dich glücklich macht (man weiß nie, wie viele man davon noch hat)
75. in mir steckt ein ziemlich großer kleiner Romantiker, den ich immer geleugnet habe
76. Versagen definiert niemals das Können
77. zu seinen Gefühlen zu stehen ist immer richtig, egal, ob man enttäuscht wird
78. besser alles gesagt und getan zu haben, als später zu bereuen geschwiegen zu haben
79. Fotos zeigen all das Detaillierte, das wir häufig viel zu schnell übersehen
80. Abschiede sind scheiße
81. es gibt Momente da hilft nur noch tanzen
82. Trauer muss zugelassen werden
83. Musik spricht aus der Seele
84. Beziehungen sind deutlich anders, als die Medien suggerieren
85. Und irgendwie ist das schön, ein Abenteuer
86. allein zu wohnen ist der Shit überhaupt
87. wieder nach Hause zu ziehen, fühlt sich erst an wie Aufgeben, ist es aber nicht
88. das perfekteste Date ist das, wo alles schiefgeht und man trotzdem Spaß hat, einfach, weil der Mensch, der richtige ist
89. Google ist ein schlechter Ratgeber
90. Geduld ist echt keine Stärke von mir
91. genau das zu tun, wovor du Angst hast, kann gerade genau das sein, was du brauchst
92. nicht so viel zerdenken, nicht so viel Druck machen, das meiste regelt sich von selbst
93. vertrau auf deine eigenen Fähigkeiten, auch wenn du zweifelst
94. Familie ist immer da und das ist unglaublich wertvoll
95. suche die Fehler nicht immer nur bei dir selbst
96. sag was du denkst
97. sag was du willst
98. umgib dich mehr mit Menschen, die dich mit ihrer Positivität anstecken
99. zu wissen, wie es richtiger wäre und es immer noch nicht so umsetzen zu können ist okay, Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung
100. Liebe ist überall, in mir, in den Menschen um mich, in der Natur, in jedem Tag und im Leben, man muss sie nur sehen
Vielleicht hast Du ja auch etwas Wichtiges gelernt dieses Jahr? Wenn ja, teile es doch in den Kommentaren 🙂
In diesem Sinne wünsche ich Dir eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Start ins neue Jahr!
Wow, was für ein Jahresrückblick! 🙂
Ich hoffe deine Liebe für alles um dich wird nie vergehen!
Was ich dieses Jahr gelernt habe, ist vor allem, dass ein wirklich ehrliches Lächeln so viel mehr aussagt, als alles andere. 🙂
Also stelle dir jetzt ein richtig herzliches Lächeln von mir vor 😊
Auf ein neues Jahr, voller neuer Erfahrungen!
Danke Mile! Ich kann mir dein Lächeln sehr gut vorstellen 🙂
So ein beeindruckender Jahresrückblick! Danke dir.
Mein Jahr war auch sehr lehrreich, aber die wichtigste Lektion ist für mich gewesen, dass die schlimmste Situation zur Besten werden kann. Du musst nur den Mut haben, dich an den Haaren zu packen und aus diesem Sumpf zu ziehen. Was danach passiert ist wahre Wohltat und ein Wunder!
In diesem Sinne, eine besinnliche Weihnachtszeit 🙂 Silvester sehen wir uns ja!
Wahre Worte, Lauri! Von nichts kommt nun mal nichts. Danke für deinen lieben Kommentar :*