Notizbuchfetzen

Mittwoch

Im Moment leben habe ich mir auf die Flagge geschrieben. Abheben, schweben so oft es geht. Leichtes sammeln, im Herzen verschließen, lieben ohne zu erwarten, genießen ohne festhalten zu wollen, ohne Druck, ohne Gewicht. Nur ich und der Moment, nur ich und das hier, nur ich und das Gefühl in mir. Kopf aus, Herz an.

Donnerstag

Es schaukelt. Helles grelles Neonlicht, wabernde Dunkelheit vor der Scheibe, Flecken, die sie sprenkeln wie blinzelnde Augen, nicht schlafend, aber auch nicht wach. Ich starre auf meine trockenen Hände, die winzigen Linien, der weißliche Schimmer der trockenen Haut, die roten Flecken der Kälte.

Montag

Blutorangenfarbendes Auge. Es blinzelt, es starrt, es blendet. Warmes Licht, warmes Gefühl, waberndes Gold, das uns einhüllt. Die Welt dreht am Rad. Die Menschen spielen verrückt. Werden plötzlich laut, wenn doch alles still sein sollte, übertreten die Grenzen, die ich bis dahin gekannt hatte, werden kreativ oder verrückt, Definitionssache. Soziale Normen verschieben sich, soziale Regeln schreiben sich neu. Was anders ist, wirkt nun noch absurder, weil sich Andersartigkeit schlecht anpassen kann, anpassen an die Masse. Manchmal fehlen den Menschen auch die Mittel zum Zweck. Mittel, um sich anzupassen. Nicht aufzufallen, nicht herauszustechen, nicht anders zu sein, als das, was normal für uns erscheint.
Die Sonne ist so schön wie immer. So hell und klar und leuchtend. Malt Wolken und Häuser an, schenkt uns Licht und Wärme und den Gedanken an einen neu anbrechenden Tag. An den Frühling.

Dienstag

Regentropfen am Balkongeländer. Blüten aus Frost, die über das Metall kriechen. Kalte eisige Luft, Sonnenstrahlen, die in die Straße fallen und mir ins Gesicht. Melodien, die die Vögel zwitschern, das Rauschen der Autos weit entfernt im Hintergrund und die Geräusche meiner Straße, die morgens erwacht, wenn sich alle räkeln und strecken, die frühen Sonnenstrahlen begrüßen und in sich aufsaugen, weil sie so selten geworden sind.

Montag

Ich spüre, wie der Alkohol in meinem Körper seine Gliedmaßen ausstreckt. Fühle zuerst ein Schwanken in meinem Kopf und eine Schwere in meinen Beinen. Wärme steigt in meine Wangen, breitet sich in mir aus, langsam und genüsslich. Meine Gedanken kommen zur Ruhe, mein Gesicht entspannt sich, da ist nur Stille in mir. Wörter sprudeln aus mir heraus, wir lachen über dämliche Sachen, lachen bis uns der Bauch weh tut, einfach, weil es schön ist. Einfach, weil wir es können, immer noch lachen, unbeschwert sein, obwohl die Tage so viel Demotivation und Vermissen in uns hinterlassen haben. Aber wir liegen einfach hier auf dem Boden und lachen alles weg. Grinsen uns an, erzählen Blödsinn und weniger Blödes und lachen. Plötzlich ist alles vergessen und alles so leicht. Alles unwichtig, außer dem Geräusch unseres Prustens und Schnaufens, alles unwichtig, außer dem Geräusch unseres Lachens.  

(3) Kommentare

  1. David sagt:

    Hey Charly ,
    ich habe heute Morgen zufällig deinen Blog gefunden .
    Ich habe die ersten 3 Einträge gelesen , ich habe Tränen gelassen und musste lachen .
    Deine Art wie du schreibst fesselt einen .
    Ich müsste eigentlich arbeiten aber verlieren mich wieder in deinem Blog .

    Wirklich mutig und schön geschrieben .
    Überall im Internet findet man nur noch Perfektion, nicht so bei dir .
    Hier merkt man auch mal seien zerbrechliche Seite und das tut auch mal sehr gut .

    Dankeschön .

    1. Charly sagt:

      Hi David,
      Ich bin so gerührt von deinen Worten, ich weiß gar nicht, was ich sagen bzw. eher schreiben soll… Ich freue mich wirklich von tiefstem Herzen, dass dich meine Worte so berühren und du etwas darin findest, das dir gut tut. Es ist das schönste Gefühl, wenn ich mit meinen Texten, mit den Emotionen, Erinnerungen und Erfahrungen, die ich dort hineinstecke andere Menschen berühren oder ihnen etwas geben kann. Vielen Dank für deinen Kommentar, ich bin wirklich sehr dankbar dafür und hoffe, auch in Zukunft von dir zu hören 🙂 Ich freue mich immer über Feedback und Austausch.
      Liebe Grüße
      Charly

      1. David sagt:

        Ich habe jetzt schon einige Beiträge aus deinem Blog gelesen ,
        erkenne mich in jedem einzelnen wieder .
        Wenn jeder Mensch sich so öffnen würde , dann würden wir schon erkennen das wir ein vielen Sachen und Situationen gleich sind .
        Das weinen auf der Straße die vielen Projekte die Überforderung das wohl tun der Natur und vieles mehr .

        Ich werd ab und an , immer mal wieder rein schauen auch wenn ich mal tröstende Worte brauch .
        Vor allem freue ich mich auf den 2 Teil deiner Reise alleine .

        freut mich Dich gefunden zu haben .
        wir schreiben sicher wieder 🙂

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