Montag, 05.07.
Es tat gut und es tat weh. Beides gleichzeitig und immer noch bewundere ich das Herz dafür, dass es diese Leistung vollbringen kann. Dass man so viel gleichzeitig empfinden kann und sei es noch so widersprüchlich.
Mittwoch, 07.07.
Ich dachte, ich würde mich allein fühlen. Dabei glaube ich jetzt, dass ich mich leer fühle.
Donnerstag, 08.07.
In mir sind ganz viele lose Enden, die nicht zusammengehören. Chaos könnte man sagen. Ich brauche alles um mich rum aufgeräumt, damit ich die Unordnung im Innern nicht bemerke.
Dienstag, 15.07.
Es ist warm in der Bahn. Die Luft steht noch vom Tag zwischen den Sitzen wie unsichtbare Wände. Trotzdem geht ein lauer Windzug durch die Waggons, der durch die angekippten Fenster hereinschleicht. Ich hab ein Lächeln auf den Lippen und im Innern.
Dienstag, 20.07.
Der Himmel sieht aus, als hätte ihn jemand zerpflückt. Unzählige kleine bauschige Wölkchen in Rosé, einem zarten Orange und etwas Dunkelm, das sich dazwischen gemischt hat. Ein Blaugrau mit Lilastich vielleicht.
Donnerstag, 28.07.
Ein Meer aus Gräsern. Unaufdringliche zarte Farben, die es sprenkeln. So ein kräftiges Gelb, ein leichtes Violett, Rosatöne und helle weiße Flecken. Wie ein feingewebter Teppich aus Pastelltönen. Ich spüre solchen Frieden in mir, wenn ich hier allein unter diesem riesigen Baum sitze. Der Wind schaukelt das Gras, lässt die Blätter über mir flirren, flattern, springen. Ich atme. Ich schließe die Augen. Ich sauge es auf. Diese Ruhe, das sanfte Rauschen, das Rascheln und Zirpen, die Wärme der Sonnenflecken und die Kühle des Windes auf der Haut. Ich atme. Fühle, wie sich mein Brustkorb mit Luft füllt, wie der Sauerstoff durch meine Nase gleitet, mich ausfüllt von den Haarwurzeln bis in die Zehenspitzen. Ich spüre Frieden in mir.
Samstag, 31.07.
Klare Sicht im Nebeltal
Mit weit aufgerissenen Augen tastet ihr euch blind voran
Ich seh den Gipfel, ich bin ihm nah
Doch ihr?
Ihr seid dort
Blind in eurem Nebeltal
Donnerstag, 17.08.
Manchmal wünschte ich, wir würden wieder spontan bei uns klingeln, um uns zu verabreden. Einfach so vor der Tür des anderen stehen und fragen, ob der andere Zeit hat. Ich wünschte, Dinge würden wieder einfacher sein und nicht zwischen Chatverläufen und getippten Wörtern verschwinden. Ich wünschte, du würdest einfach anrufen, damit ich deine Stimme hören kann und keine ewig langen Nachrichten schreiben, hinter denen wir uns doch so oft verstecken. Und ich wünschte, anzurufen würde nicht wie ein Schritt zu weit wirken, nicht abschrecken, sondern mit einem Lächeln auf den Lippen angesehen werden. Wieso ist es so normal auf Nachrichten nicht zu antworten, deren Antworten uns unangenehm sind? Wieso kosten Nachrichten nichts und Anrufe hingegen so viel? Ist es so, weil eine Nachricht unser Leben nur am Rande streift, aber uns nicht wie ein Anruf herausreißt? Ist es, weil wir keine Zeit mehr haben oder weil wir Nachrichten einfach unbeantwortet lassen können und das Gegenüber am Telefon nicht? In einem Gespräch gehen wir doch auch nicht einfach, ohne etwas zu sagen. Wieso wollen wir es uns immer so einfach machen?
Sonntag, 29.08.
Da ist sie wieder. Eine düstere Welle, die grollend herannaht, um mich Stück für Stück zu verschlucken. Meine Körperteile zu umschließen, abzutasten mit ihren feuchten Armen, bevor sie mich verschlingt, einnimmt, vergräbt.
Mittwoch, 15.09.
Bargemurmel, warm gemütlich, sanft im Hintergrund.
Beats, Gesprächsfetzen, die wie Konfetti durch die Luft wirbeln.
Ich bin klar.
Donnerstag, 14.10.
Du willst es so.
Wenn nicht, mach etwas anders.
Donnerstag, 21.10.
Der Sturm lässt auch mich selbst nicht zur Ruhe kommen.
Sonntag, 24.10.
Da sind keine Worte in mir. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber in mir herrscht pure Leere. In einem guten Sinn.
Donnerstag, 04.11.
Wo ist die Zeit geblieben?
Der Alltag ist das Leben, oder nicht?
Warten meine Träume auf mich, oder sollte ich hoffen, dass sie es tun und immer noch da sind, wenn ich glaube, so weit zu sein?
Regen, der in geraden Streifen die Luft durchzieht. Wie das Flimmern eines alten Fernsehbildschirms verzerrt er auch das Bild vor dem Fenster.
Kaum sichtbar und dennoch da. Wie ein Schleier vor der Hauswand, auf die ich blicke.