Ich starre auf das kleine Gerät in meinen Händen. Der schwarze Bildschirm scheint mich anzustarren, mich zu verspotten. Mit einem Seufzen will ich das Handy gerade in meinen Rucksack stecken, als der Bildschirm kurz aufleuchtet und eine eingegangene WhatsApp anzeigt. Es ist nur eine Nachricht aus einem Gruppenchat, ein schlichtes >Ok<.
In diesem Moment realisiere ich die Erleichterung, die meinen gesamten Körper durchflutete, als der Screen plötzlich nicht mehr schwarz war und die drauffolgende Enttäuschung, die sich fest um mein Herz legte, als ich die Nachricht dann gelesen hatte. Sofort ekle ich mich vor mir selbst.
Wieso lassen wir unsere Leben von so einem kleinen Ding bestimmen? Wieso ist es uns wichtig, was die tausendste Bloggerin, der wir bei Insta folgen und noch nie zu Gesicht bekommen haben, in ihrem Urlaub macht? Wir müllen uns so sehr mit den Erlebnissen, alltäglichen Problemen und Gedanken anderer, meistens sogar fremder Menschen zu, dass wir den Zugang zu uns selbst und unserem Innern komplett verlieren.
Zumindest habe ich das Gefühl.
Es scheint nicht mehr wichtig zu sein, was man selbst machen will, sondern nur noch das Gefühl existent zu sein, man würde was verpassen und das nur das zählt, was andere gerade machen und man selbst eben nicht. Dabei ist das alles doch nur eine reine Selbstdarstellung, niemand zeigt sich an seinen schlechten Tagen, alles ist gefiltert, so als würde man Erde sieben, die großen und schweren Brocken kommen nicht durch, nur der feine leichte Sand kann das Sieb durchqueren.
Wieso kommunizieren wir mittlerweile fast ausschließlich nur noch mit geschriebenem Text, der nicht einmal den Bruchteil der Emotionen vermitteln kann, die der Gegenüber in einem richtigen Gespräch aufnehmen würde? Alles ist so schnelllebig und auch unverbindlich geworden. Niemand hat mehr das Gefühl, dass er sich festlegen muss, weil man ja alles kurzfristig mit einer einzelnen Nachricht absagen oder verschieben kann. Wo sind die Zeiten hin, wo man sich noch mit einem Freund verabredet hat und auch wirklich kommen musste, weil man den anderen nicht so leicht kontaktieren konnte?
Ich vermisse die Zeiten, in denen man einfach auf sein Fahrrad gestiegen ist, um zu seinen Freunden zu fahren, zu klingeln und zu fragen, ob sie Zeit haben, etwas zu unternehmen.
Ich glaube es gab bis jetzt keine Zeit, in der es für Missverständnisse und Fehlinterpretationen so leicht war, unsere Gedanken und Gefühle zu vergiften. Es passiert so unfassbar schnell, dass in uns bei einer Nachricht, die uns im falschen Moment erwischt, ein vollkommen anderes Gefühl entsteht, als der Absender vermitteln wollte.
Und bei all der Erreichbarkeit, dem Gefühl etwas zu verpassen, wenn man mal einen Tag nicht alle Stunde das Handy checkt, verliert man schnell das Gefühl auf sich selbst und seine Wünsche zu hören. Man verliert den Zugang zu seinem Innern, zu den Sachen, die man selbst eigentlich will, die man sich erträumt oder erarbeiten möchte. Und dann lebt man vor sich her, man unterhält sich mit dem Leben anderer, checkt zum tausensten Mal sein Handy, obwohl immer noch keine Nachricht auf dem Sperrbildschirm aufleuchtet. Einfach, weil sich das echte Leben nicht in diesem kleinen genialen und verfluchten Gerät, sondern draußen, außerhalb unser aller Komfortzone abspielt. Egal wie sehr die Digitalisierung fortschreitet, ich hoffe, wir enden nicht wie in WALL° E.
Denn Gefühle und echte Emotionen kann man nicht in Daten wiedergeben.