Es hat sich so real angefühlt. Alles daran.
Es war nicht wie sonst in einem Traum, während dem man spürt, dass das hier etwas Unechtes ist.
Es hat sich so real angefühlt. So als wäre es wirklich passiert. Als hättest du wirklich dort neben mir in diesem Auto gesessen, als hätte ich wieder diese Gefühle gespürt, die in mir aufblühen, wenn du mich ansiehst. Plötzlich war da wieder diese bedingungslose Zärtlichkeit in mir, dieses Warme und Vertraute, diese Geborgenheit, die ich auf diese Art nur von dir kenne. Von deiner Anwesenheit, deinem warmen Blick, dem leichten Schalk und diesem Dunklen in deinen Augen. Wir teilen dieselbe Emotionalität, dieselbe Tiefgründigkeit, dieselbe Melancholie, denselben Humor. Ich spüre es, habe es von Anfang an gespürt, genau das war es, was mich zu dir gezogen hat. Diese Verbundenheit.
In diesem Auto in diesem Traum hat sich alles so real angefühlt, so echt und lebenswirklich, so als wäre es wirklich passiert. Als hättest du neben mir gesessen, nur einen Meter entfernt und als hättest du wirklich diese Worte gesagt, von denen ich nicht mal wusste, dass ich die Hoffnung habe, sie von dir zu hören. Worte, von denen ich glaube, du würdest sie nie so sagen, weil sie dich auf eine Art verletzlich machen würden, die du wahrscheinlich gar nicht gewöhnt bist.
Ich erinnere mich an unsere Küsse, an diese perfekte Harmonie, an das Feuerwerk in meinem Bauch, das nur von einem von dir Blick ausgelöst werden konnte. Ich erinnere mich zu gut daran, wie es sich angefühlt hat, wie ich mich gefühlt habe, wie alles so viel bunter und wärmer gewirkt hat. Da war dieser Funke, dieses gewisse Etwas, das sich einfach nicht in Worte packen lässt, egal wie sehr ich es versuche. Ich erinnere mich, dass dieses Kribbeln später von einer Ruhe und Vertrautheit ersetzt wurde, von so viel Gefühl, von so viel Tiefe, von Nähe, die anscheinend zu nah war. Ich erinnere mich an so viele Fehler, die ich begangen habe, so viel, das nicht richtig, nicht überlegt genug war. So viel, dass ich über mich selbst noch gar nicht wusste. Erinnere mich an Schmerz und Schwäche, an Fehler von dir, an das Gefühl, nicht genug, nicht mal eine Nachricht wert zu sein. An so viel, das im Gegensatz zu allem anderen stand. Widersprüchlich. Und obwohl ich dafür eine Erklärung habe, obwohl es Sinn macht, lassen sich Herzen rückwirkend nicht mit rationalen Erklärungen heilen, nur mit Zeit. Denn egal, wie sehr ich es verstehe, egal, wie rational ich es betrachte, manche Erinnerungen tun immer noch weh. Und so wie damals möchte ich mich nie wieder fühlen.
Hier in diesem Auto in diesem Traum fühlt sich das alles so real an. Ich nehme den Geruch im Innern und deinen eigenen wahr, sauge ihn tief in meine Lungen. Ich spüre den Druck deiner Lippen auf meinen, deinen Blick auf mir und fühle, was dein Lächeln und die schwankenden Farben deiner Stimme in mir auslösen. Ich höre diese Höhen und Tiefen, wenn du mich aufziehst oder wenn du etwas Emotionales, etwas, das dich verletzlich macht, sagst, spüre das Echo deiner Stimme noch so nah in mir.
Ich fühle so viel.
Noch nie habe ich so viel gefühlt wie bei dir.
Und ich vermisse das. Das Gefühl mit dir.
Trotzdem merke ich in diesem Traum, wie distanziert ich bin. Wie dort nicht mein früheres Ich, sondern mein Jetziges sitzt. Das, das sehr viel gelernt und erfahren, dem sehr viel klargeworden ist, seitdem wir das letzte Mal zusammen in deinem Auto saßen. Das Ich, das immer noch wächst, das glücklicher, das selbstbewusster und -sicherer ist, das weiß, worauf es ankommt und wo die Fehler meiner- und deinerseits lagen. Ich spüre diese Skepsis, diese Rationalität in mir, sehe, wie sehr mich deine Worte in diesem Traum berühren und wie ich trotzdem misstrauisch bin. Vorsichtig.
Das letzte Mal, als ich dich sah, warst du sauer. Das Mal waren wir gebrochen. Auf Instagram geht’s dir gut. In meinen Erinnerungen bist du einfach nur du: lachend, leidenschaftlich, hoffnungsvoll, ehrgeizig, ernst, traurig, Witze reißend, neckend, voller Energie und dann auch mal leer.
In meinem Kopf bist du immer noch sauer. Fast schon gleichgültig, obwohl ich weiß -obwohl ich es doch weiß- dass es nicht so sein kann. Und trotzdem fühlt es sich manchmal so an.
Und in meinem Traum?
In meinem Traum bist du du. Du bist das alles zusammen: sauer, gebrochen, lachend, leidenschaftlich, hoffnungsvoll, ernst, traurig, Witze reißend, neckend, voller Energie und auch mal leer.
Du bist das alles und noch so viel mehr.
Und ich weiß das. Ich glaube immer noch, ich kenne dich, auch wenn du mir manchmal schon so fremd erscheinst. Ich weiß nur, dass du ein Meister der Tarnung bist, ein Mann im Gewand, das er schützend um sich trägt und nur selten ablegt. Ein Meister der Tarnung, dessen Kunst so echt wirkt, dass ich mehr als einmal darauf reingefallen bin.
Das letzte Mal, als ich dich sah, warst du sauer. Das Mal davor waren wir gebrochen. Auf Instagram geht’s dir gut. In meinen Erinnerungen bist du einfach nur du. In meinem Kopf kämpfen die leise Stimme, die flüstert, ich bin dir egal und alles andere gegeneinander.
Immer noch, weil es mich immer noch interessiert. Weil es mir immer noch nicht egal ist.
Und in diesem Auto in diesem Traum fühlt sich alles so real an, so echt, so lebenswirklich, so als wäre es wirklich passiert. Als hättest du neben mir gesessen, nur einen Meter entfernt und als hättest du wirklich diese Worte gesagt, von denen ich nicht mal wusste, dass ich die Hoffnung habe, sie von dir zu hören.
Und dann: wache ich auf.
