Zerrissen zwischen Sicherheit und Risiko, zwischen Realismus und Träumerei. Zeit, die wie pudriger Sand zwischen meinen Fingern zerrinnt. Ich kann sie nicht festhalten, nicht einfrieren, nicht meinen Rhythmus auferlegen. Ich kann nur mitgehen und versuchen, nicht zu rennen. Innehalten, achtgeben, durchatmen. Wir fürchten uns vor Stagnation, dabei ist Fortschritt nicht immer das, was uns voranbringt. Zerrissen zwischen Gestern und Morgen, zwischen Laut und Leise, zwischen Viel und Wenig. Im Hintergrund schwingt da immer diese Konnotation mit, die nichts weiter ist, als ein subjektiver Eindruck. Ich versuche diese Worte neu zu definieren, zum Wenigen zu stehen, wenn alle anderen Mehr wollen, versuche Träume nicht aufzuschieben, nur reifen zu lassen. Versuche nicht zu rennen, nicht laut zu sein, obwohl sich alles um mich so viel schneller bewegt und nie stillzustehen scheint. Großstadtidylle.
Ein Nein wird zu schnell zu einem Ja, wenn mir meine Selbstsicherheit fehlt. Ein Nein verliert zu schnell an Bedeutung, wenn mir die Kraft fehlt, gegen den Strom zu schwimmen. Und dabei ist ein Ja nicht immer gut, nur weil wir alles so oft in positiv und negativ, gut und böse, hell und dunkel einordnen und negativ automatisch mit schlecht gleichgesetzt wird.
Wörter besitzen nun einmal Bedeutungen, sonst würde Sprache ja keinen Sinn ergeben, doch versuche ich trotzdem zu hinterfragen, ob diese nicht auch ambivalent sein kann.
Unser Kopf arbeitet in Kategorien, geprägt durch Evolution und Steinzeitinstinkte, ordnet er, macht Schubladen auf und zu, schätzt ab und evaluiert. Feind oder Freund? Gefahr oder Sicherheit? Und dennoch sind wir keine Passagiere unseres Denkens, sondern die Piloten, die am Steuer sitzen. Comfort Zonen sind doch so komfortabel und Träume zu erfüllen, an ihnen zu arbeiten, durchzuhalten, hinzufallen, aufzustehen, weiterzugehen, immer weiter und weiter, fühlt sich manchmal an wie ein verlorener Kampf im Angesicht der Masse, der man als Individuum gegenübersteht.
Wir leben nur einmal, kommt mir in den Sinn. Doch was das heißt, begreife ich bis heute nicht. Sterben ist wie vor meiner Zeit.
Nichts. Keine Vorstellung, kein Ansatzpunkt.
Und trotzdem müssen wir Teil des Systems sein, uns anpassen oder rausfallen. Wir sind Teil einer Masse, in der heute jeder versucht aufzufallen und wer es nicht will, sieht sich gezwungen dies zu tun, weil das Individuum immer mehr bedeutet und das Wir unter Abhängigkeit und Eingeschränkt-Sein begraben wird.
Zerrissenheit trifft es gut. Meinungen, die auseinandergehen. Einstellungen, die sich gegenüberstehen. Das Gefühl, immer etwas zu verpassen, nicht dort zu sein, wo das Leben spielt, egal wie schnell wir gehen, egal wie sehr wir rennen.
Und dabei ist es vielleicht genau das. Sand, der uns lose durch die Hände gleitet, den wir versuchen festzuhalten, obwohl wir ihn loslassen sollten. Träume, die auf uns warten, bis wir glauben, einen Platz in unserem System gefunden zu haben. Und zerrissen zu sein von den Widersprüchen unserer Welt, die in ihren Ergänzungen doch Gemeinsamkeiten finden.